Foil-Verbot in SachsenMotorboote ja? Foils nein?

Manuel Vogel

 · 26.01.2023

Foil-Verbot in Sachsen: Motorboote ja? Foils nein?

Der Streit um das Foil-Verbot in Sachsen treibt immer buntere Blüten. Nachdem Foils verboten wurden, wird jetzt über die unbegrenzte Freigabe für Motorboote gesprochen.

Seit das Foilen auf den sächsischen Seen im Jahr 2022 verboten wurde, schauen viele Wassersportler im Freistaat in die Röhre. Weder der Widerstand der Surfszene, noch Vermittlungsversuche von Verbänden wie dem Wassersportverband VDWS oder “Runde Tische” konnten daran bislang etwas ändern. Das sächsische Verkehrsministerium begründet das Verbot mit der angeblichen “Gefahrneigung” der Foils. Diese würde hohe Geschwindigkeiten erlauben und eine Gefahr für andere Wassersportler und Badegäste darstellen.

Was die Behörde allerdings konsequent ignoriert ist, dass Foils die Geschwindigkeit im Vergleich zum normalen Windsurfen oder Kiten nicht zwangsläufig erhöhen. Dass Foilsurfen aufgrund der erforderlichen Wassertiefe ohnehin nur in entsprechender Entfernung zum Strand möglich ist? Kein Argument! Auch die Tatsache, dass bislang keinerlei Unfälle im Zusammenhang mit Foils in Sachsen dokumentiert wurden, perlt an den Verantwortlichen offenbar ab.

Vor diesem Hintergrund klingt die Nachricht, dass nach Plänen der Landesdirektion Sachsen auf dem Cospudener See bald Motorboote unbegrenzt fahren dürfen sollen, wie ein schlechter Scherz. Wie das Magazin Blick.de berichtet, sei die Umwandlung des Cospudener Sees vom “Badegewässer” zum “schiffbaren Gewässer” geplant. Das würde bedeuten, dass Motorboote den See unbegrenzt befahren dürfen. Dagegen formiert sich nun neuer Widerstand von Seiten des Leipziger Umweltbundes Ökolöwe. Hintergrund: Der Cospudener See ist nicht nur ein Treffpunkt der Surfszene, sondern auch Teil des Landschaftschutzgebietes Leipziger Auwald.

Für Philip Kümpel, der mit einigen Mitstreitern derzeit im Namen der Wassersportszene gegen das Foilverbot klagt, führen die neuen Pläne der Landesdirektion die Willkür der Behörden erneut vor Augen. “Es ist absurd, aber für unsere Klage sind die neuen Pläne sogar hilfreich in der Argumentation.” Bleibt also zu hoffen, dass auf “Cossi” & Co in Zukunft statt Motorenlärm wieder das leise Zischen der Foils zu hören ist.

Surfern drohen empfindliche Strafen

Anfang September 2022 hat es den ersten Wingfoiler am Störmthaler See erwischt. Die Wasserschutzpolizei holte ihn vom Wasser, nahm seine Personalien auf und kündigte ein Bußgeld von 50 bis 60 Euro an. „Sollten wir jetzt wieder aufs Wasser gehen, wären es 100 Euro und es könnten auch noch andere Maßnahmen folgen,” berichtet Philipp Kümpel, der Zeuge der Situation war und auch einer der Initiatoren der Petition gegen das bundesweit einzige generelle Foil-Verbot in Sachsen ist. „Der Polizist kannte exakt den Paragrafen und meinte, ein Wingfoil-Board sei ein Formel-1-Wagen und gehöre auf eine spezielle Rennstrecke. Auf meinen Einwand, dass es in ganz Sachsen keinen solchen Rennsee gäbe und es ansonsten in ganz Deutschland erlaubt sei, zuckte er mit den Schultern. Zeitgleich fuhren auf dem Störmthaler See etliche Motorboote, die mit bis zu 15 PS ohne Führerschein bewegt werden dürfen. “

Unser Schwestermagazin „boote” hat solche Boote bereits mehrfach getestet und ermittelt, dass Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h problemlos möglich sind. Von solchen Geschwindigkeiten träumen Wingfoiler und normale Windsurf-Foiler nur.

In Sachsen drohen Foil-Surfern saftige BußgelderFoto: Privat
In Sachsen drohen Foil-Surfern saftige Bußgelder

Das zuständige Sächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr scheint seine Beamten derweil mit abenteuerlichen Argumentationshilfen zu versorgen, hält sich aber ansonsten in der Kommunikation eher zurück. Bereits Anfang August 2022 bat Philipp Kümpel um einen Termin beim zuständigen Minister Thomas Dulig für die Übergabe der über 6000 Unterschriften gegen das Foilverbot in Sachsen. Diese Anfrage blieb bislang gänzlich unbeantwortet.

Auch die Teilnehmer des Runden Tisches vom 12.7.2022, an dem Vertreter von Verbänden, der Polizei und des Ministeriums zusammenkamen, haben das bereits für den 24.8. angekündigte Protokoll des Treffens noch nicht erhalten (Stand. 22.9.). Unterdessen gab es für die Mitteldeutsche Segelwoche auf dem Zwenkauer See eine befristete Ausnahmegenehmigung für die Kite- und Foilsurf-Wettbewerbe – das verstehe, wer will.

Auch der Verband Deutscher Wassersport Schulen (VDWS) will den Kampf gegen das Foil-Verbot in Sachsen nicht aufgeben: „Ich hoffe sehr, dass sich die beteiligten sächsischen Ministerien auf ein dauerhaftes Ende des Verbots einigen können. Das wäre gut und notwendig für den Sport und würde weitere Schritte überflüssig machen," sagt der VDWS-Vorsitzende Thomas Weinhardt. Aber auch der Gang zum Bundesverkehrsminister ist eine Option.

Der normale Geschwindigkeitsbereich beim Wingfoilen liegt zwischen 25 und 35 km/h. ”Zu gefährlich”, sagt das Verkehrsministerium in Sachsen
Der normale Geschwindigkeitsbereich beim Wingfoilen liegt zwischen 25 und 35 km/h. ”Zu gefährlich”, sagt das Verkehrsministerium in Sachsen

Foil-Verbot in Sachsen - die Hintergründe

Wie berichtet, hat das Sächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr kürzlich per Erlass entschieden, die Nutzung von Foils generell auf allen Wasserflächen zu verbieten. Begründung: “Gefahrgeneigt”. Wie die Verantwortlichen zu dieser Entscheidung gekommen sind, blieb bislang unklar, schließlich gab es in Sachsen weder Unfälle noch sonstige Vorkommnisse im Zusammenhang mit Foils.

Würde man sich trauen, das Fahrradfahren generell zu verbieten, weil man mit Rennrädern über 40 km/h fahren kann? Wohl kaum...

Das ausgesprochene Foil-Verbot erstreckt sich über alle Sportarten, weder Windsurf-Foilen, noch Wingfoilen oder Foilkiten sind aktuell an den zahlreichen Seen des Leipziger Neuseenlandes erlaubt. Die Begründung, “dass Foils per se eine Erhöhung der Geschwindigkeit bewirken und daher als gefahrgeneigt zu bezeichnen sind”, erscheint bei genauerer Betrachtung unschlüssig, teilweise sogar fachlich falsch: So erhöhen viele der von Windsurfern und Wingern genutzten Foils nicht die Geschwindigkeit im Vergleich zur Finne, sondern sorgen lediglich dafür, das untere Windlimit zu drücken.

Würde das Ministerium sich trauen, das Fahrradfahren zu verbieten, weil man mit Rennrädern 40 km/h und mehr fahren kann? Trotz vieler Unfälle auf den Straßen wohl eher nicht...

Petition gegen das Verbot in Sachsen gestartet

Aus diesem Grund benötigt die Wassersport-Community in Sachsen eure Hilfe. Ihr könnt dies jetzt innerhalb weniger Minuten über die folgenden Online-Petition tun und so mithelfen, dass sich die Politik nicht nur mit der willkürlichen und unbegründeten Entscheidung in Sachsen befassen muss, sondern, dass auch ähnliche Erlasse in anderen Bundesländern verhindert werden.

Auch der MDR hat sich dem Thema gewidmet und einen interessanten Bericht veröffentlicht (ab Minute 20:00 geht’s los).